Fertigungsplattform in Zeiten der Industrie 4.0
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Fertigungsplattform in Zeiten der Industrie 4.0

18.05.2020 Posted 3 Jahren ago Otto Fitz

Angestoßen durch die Coronakrise wurde vielen Angestellten in der Industrie die Möglichkeit gegeben, Kundenanfragen auch von zu Hause zu bearbeiten. Ein toller Schritt! Nichtsdestotrotz stellt die Kommunikation zwischen den Kunden, dem Vertrieb und der Produktion eine große Herausforderung dar. Mal eben in die Produktionshalle gehen und sich über die aktuelle Fertigungssituation zu erkundigen oder dem Fertigungsmanager persönlich einen Eilauftrag in die Hand drücken – all das ist in einer Remote-Situation nicht möglich. Kundenanfragen bezüglich dem Status der Fertigung oder der Liefertreue bleiben aber natürlich auch weiterhin nicht aus.

Dass die interne IT den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Remote-Zugang eingerichtet hat, war der erste gute Schritt in die Digitalisierung, doch die Produktion bleibt dabei außen vor. Sie ist nicht nahtlos an die Verwaltungs-Systeme angebunden. Heterogene Maschinenparks, Datensilos in Kombination mit verschiedenen Enterprise-Systemen zeigen nun ihre Schwächen. Die Medienbrüche in jedem Arbeitsschritt sowie die Synchronisation und Pflege der Fertigungsdaten sind alles andere als in Echtzeit verfügbar und obendrein sehr fehleranfällig.

Vertikale Vernetzung fördert die Kundenzufriedenheit und ist die Basis der Industrie 4.0 Konzepte

Bei Kundenanfragen beispielsweise muss der Vertriebsmitarbeiter nun Aussagen aufgrund von zum Teil veralteten und fehlerhaften Information treffen. Schlimmstenfalls ist er gezwungen, die Kundenanfrage ergebnislos abzuweisen. Das ist nicht nur für den Kunden ärgerlich, sondern ebenfalls für den Servicemitarbeiter im Home Office.

Fertigungsplattform in Zeiten der Industrie 4.0

An dieser Stelle setzt das Konzept der Industrie 4.0 an, denn die Grundlage für die nahtlose und fehlerfreie Kommunikation zwischen der Produktion und dem Vertrieb ist ein lückenlos integriertes und vernetztes ERP-, MES- und BDE-System.

In einem Enterprise-Resource-Planning System, kurz ERP, werden die betrieblichen Ressourcen verwaltet und gesteuert. In der darüber liegenden Schicht befindet sich das Manufacturing Execution System, kurz MES, welches eine hohe Transparenz der Fertigungsprozesse mit relevanten KPIs in Echtzeit ermöglicht. Für automatisierte Rückmeldungen der Fertigungsdaten wird ein Betriebsdatenerfassungssystem, kurz BDE, implementiert, welches das ERP und das MES mit allen relevanten KPIs versorgt.

Von BIGDATA zu SmartData: So steigern Unternehmen ihre Wirtschaftlichkeit

Durch vollintegrierte und vernetzte Enterprise Systeme werden Fertigungsaufträge, Arbeitspläne sowie Stücklisten mit ihren Zeiten automatisiert aufgenommen und in einer Datenbank erfasst und gespeichert. Aus diesen Prozessdaten müssen nun gezielte Mehrwerte geschaffen werden – eine Transformation von BIGDATA zu SmartData. Mit SmartData, also einem Unified Namespace (standardisiertes Datenmodell), werden alle Prozessdaten von den Data Scientist*innen aufbereitet und standardisiert für die Enduser*innen und Analytics Systeme bereitstellt. Dieses Unified Namespace ermöglicht eine Kommunikation ohne Medienbrüche zwischen verschiedenen Maschinenherstellersystemen in einem einheitlichen Datenmodell.

Fertigungsplattform in Zeiten der Industrie 4.0

Das Zusammenführen und das Orchestrieren der einzelnen Enterprise-Systeme erfolgt dann in der sogenannten Fertigungsplattform. Wenn wir von der Plattform sprechen, lehnen wir uns stark an das Referenzarchitekturmodell Industrie4.0, kurz RAMI4.0, an.

Das Konzept der Industrie4.0-Plattform bietet den Enduser*innen individuell auf deren Nutzen angepasste und aktuelle Informationen in Echtzeit. Der Zugang zu der individuellen und aufbereiteten Darstellung der Daten führt zu einer Reihe an Vorteilen: Lieferzeiten können besser eingehalten, Materialengpässe minimiert, Produktionszyklen beschleunigt und Qualitätsstandards besser gesichert werden. Dadurch, und aufgrund des verbesserten Kundenservices, steigert die Produktionen nicht nur ihre Wirtschaftlichkeit, sondern vor allem auch die Zufriedenheit ihrer Kunden.

Erst mit dem Konzept Industrie4.0 und den dazugehörigen technologischen Optionen ist es möglich, das volle Leistungsspektrum digitaler Fertigung und Services zu nutzen. Die Krise ist der Weckruf für mehr Veränderung und Digitalisierung im Arbeitsleben. Nach der Ermöglichung des Home Offices als ersten guten Schritt sollten Unternehmen nun weitere Schritte gehen, um eine zukunftsbeständige und optimierte Produktion und den zu allen Zeiten besten Service für ihre Kunden zu gewährleisten.